17 Grad
Elke Bartholomäus - Komposition, Text, Stimme, Electronics
Ein Weinglas wird mit Wasser gefüllt und 50 Tage lang bei einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 17 Grad Celsius der Verdunstung überlassen. Alle 24 Stunden wird das Glas mit dem Zeigefinger zum Klingen gebracht, indem er in das Glas getaucht wird und anschließend auf dem Rand des Glases kreist. Der dabei entstehende Klang wird mittels Computer aufgezeichnet. Während das Wasser von Tag zu Tag – kaum sichtbar – schwindet, wird sein Verschwinden in Tonhöhenunterschieden hörbar: jeden Tag klingt das Glas minimal heller. In mikrotonalen Schritten beginnen sich das Wasser im Glas, der Alltag und die Lebensstrukturen zu durchdringen.
Aus dem auf diese Weise gewonnenen Material werden am Ende der 50 Tage Ausschnitte gewählt und im Computer zu einer polyphonen Komposition montiert. Der Ablauf ist formal gestaltet, d.h. er folgt nicht der Chronologie der Aufzeichnungen. Alle Klänge erscheinen in ihrer tatsächlichen, rohen Form. Sie sind nicht bearbeitet. Es wurden keinerlei Effekte hinzugefügt:
“17 Grad” wurde zum Ausgangspunkt für eine live Performance für Stimme und (live) Elektronik. Dafür konvertierte Bartholomäus die Audioaufnahmen zusätzlich in Midi Daten und belegte diese mit unterschiedlichen Samples, die sie mit dem Original-Audio, eigenen Texten, freien Stimm-Improvisationen sowie Loops all dieser Elemente zu komplexen Klangfeldern verdichtete: